Behind the shot „Josefsthaler Wasserfall“

Hallo zusammen,

in diesem Behind the Shot Artikel geht es um die Entstehung des Bilds „Josefsthaler Wasserfall“.

Wasserfall in Josefsthal am Schliersee

Im Folgenden gehe ich auf verschiedene Aspekte ein:

  • Die Geschichte
  • Ort und Zeit
  • Komposition
  • Aufnahmetechnik
  • Farbtheorie
  • Post Processing

Die Geschichte:

Wasserfälle sind tolle Fotomotive. Spielt man etwas mit der Blichtungszeit verwandelt sich das fließende Wasser in seidige Nebelschwaden. Ich habe also schon länger vorgehabt einen Wasserfall zu fotografieren. Aber welchen? Eine kurze Bildrecherche auf Google und Flickr haben mich auf den Josefsthaler Wasserfall am Schliersee gebracht. Der Wasserfall sieht toll auf Fotos aus und hat eine stark symmetrische Form. Genau das Richtige! Jetzt musste ich nur noch die Zeit finden hinzufahren.

Google-Suche
Bilder-Suche bei Google

Ort und Zeit:

Das gute an Wasserfällen ist, dass selten ein spektakulärer Himmel im Hintergrund mit auf dem Foto zu sehen ist. Also ist das Wetter und die Tageszeit erstmal egal. Ich habe mich deswegen entschieden, nach der Arbeit hinzufahren. Ich habe mir ausgerechnet, dass ich so gegen 17:30 Uhr ankommen werde. Im Sommer also kein Problem – lichtmäßig gesehen. Aber wie man als Landschaftsfotograf weiß, kommt es ja meistens anders als man denkt. Am Wasserfall angekommen, war es schon recht dunkel und bewölkt. Außerdem war der ganze Bereich vor dem Wasserfall voll mit Schwemmholz. Also erstmal Gummistiefel anziehen und den Bach aufräumen. Klingt komisch – schaut aber am Foto besser aus. Die ganze Aktion hat sicher 20 Minuten gedauert und inzwischen war es 18:00 Uhr aber es konnte jetzt endlich losgehen. Auch das Wetter ist besser geworden und sogar die Sonne hat sich über den Bäumen gezeigt.

Bach Josefsthal mit Gummistiefel und Stativ
Die richtige Kleidung macht oft den Unterschied

 

Komposition:

Schwieriges Thema in diesem Fall. Ich muss vorweg sagen, dass das Internet oft Fluch uns Segen zugleich ist. Auf der einen Seite, kann man seine Foto-Trips optimal vorbereiten. Im besten Fall hat man sich bereits 360° Panoramen von Gipfeln angeschaut, auf denen man noch nie war. Man weiß wo und wann die Sonne untergehen wird und wohin das Licht fallen wird. Aber es gibt eine Kehrseite. Man hat alle diese Perspektiven und Bilder im Kopf wenn man an den Ort kommt und ist nicht mehr unvoreingenommen. Die Kunst ist jetzt trotzdem sein eigenes Bild zu machen. In meinem Fall habe ich gemerkt, dass die meisten Fotografen „faul“ waren (ich bin es auch oft genug). Das bedeutet, die meisten Bilder wurden von den selben Positionen am Ufer aufgenommen. Also habe ich meine Bilder vom Bach aus gemacht, und zwar mitten im Bach – die Gummistiefel hatte ich ja eh schon an. Bei der Komposition wollte ich verschiedene Aspekte abdecken. Der Wasserfall ist recht symmetrisch. Ich wollte also auf jeden Fall ein Bild, dass von der Komposition her minimalistisch ist. Ein interessanter Vordergund + Wasserfall im Hochformat – fertig. Allerdings habe ich letztens erst einen tollen Artikel von Scott Kelby gelesen in dem er davon schreibt, dass er solange weiterfotografiert bis er die eine Perspektive gefunden hat die am besten funktioniert. Also habe ich weiterfotografiert, habe das Wasser als Führungslinie benutzt und Steine als Vordergrund. Am Ende habe ich 1 1/2 Stunden im Wasser gestanden und ca 50 Bilder geschossen – davon 3 mit Potential.

 

Aufnahmetechnik:

Die Technik in diesem Fall ist recht schnell abgehakt. Ein Stativ ist Pflicht. Ein Polfilter um die Reflektionen im Wasser zu vermindern und das Grün auf dem Moos zu verstärken. Ein Weitwinkelobjektiv – in diesem Fall mein bewährtes Tokina 11-16mm f2.8. Ich habe jeweils eine Aufnahme mit korrekter Belichtung, eine um 2 Blendenstufen überbelichtete und eine um 2 Blendenstufen unterbelichtete Aufnahme bei Blende f10 angefertigt. Der Grund dafür war, dass das Licht oben im Wald relativ hell war und ich alle Details in Lichtern und Schatten einfangen wollte. Zusätzlich habe ich jeweils eine Aufnahme mit geschlossener Blende (bei mir f22) aufgenommen, um die Verschlusszeit zu verlängern und das Wasser noch seidiger wirken zu lassen. Da die Steine im Vordergrund recht nahe am Objektiv waren, musste ich zudem eine Aufnahme anfertigen bei der ich auf den Vordergrund fokussiert habe. Sonst hätte ich meine Aufnahme nicht von vorne bis hinten scharf bekommen. Diese Technik nennt sich „Focus Stacking“.

Farbtheorie:

Hier wollte ich eine Farbharmonie aus ähnlichen Farben erreichen. Also Farben, die auf dem Farbkreis nebeneinander liegen. Die Farben wurden aber durch die Natur praktisch vorgegeben. Ich habe also nur den Plan gehabt, bei kühlen, „nassen“ Farben zu bleiben. Allerdings habe ich die verschiedenen Schattierungen im Grün herausgearbeitet und einen leichtem Cyan-Stich ins Wasser gebracht. Die Farben auf dem Farbkreis seht ihr unten.

Farbkreis
Farbharmonie

Post Processing:

Beim Post Processing ist das Bild durch meinen üblichen Workflow gegangen. Falls ihr dazu einen detaillierten Artikel lesen wollt, schreibt es mir gerne in die Kommentare. Die Grundeinstellungen nehme ich in Lightroom vor (ich fotografiere im RAW-Format). Sprich Kameraprofil, Weißabgleich, Objektivkorrektur, Kontrast, grobe Farbanpassung und Schärfe. Hier ein Vorher / Nachher Vergleich.

RAW Datei in LightroomFoto in Lightroom

Dann geht das Bild in Photoshop. Dort habe ich die einzelnen Bilder mit Luminanzmasken überblendet. Wenn ihr dazu mehr lesen wollt, lasst es mich wissen. Dann mache ich dazu vielleicht mal einen eigenen Artikel. Anschließend nehme ich noch Farbkorrekturen und kleinere Kontrastanpassungen vor. Zum Schluß wird das Bild für das Web geschärft und als JPEG exportiert.

Das fertige Bild:

Wasserfall in Josefsthal am Schliersee
Das fertige Bild „Josefsthaler Wasserfall“

 

Ich hoffe der Artikel hat euch gefallen. Ich freue mich immer über eure Kommentare.

Pfiad eich!

 

Mein Kit:


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